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Die Lichter gehen (noch) nicht aus

21. November 2022 – Die Mitte Einsiedeln durfte am vergangenen Donnerstag rund 35 Interessierte an ihrem Hafächabis-Abend im Bären by Schefer begrüssen. Unter der Moderation von Mitte-Präsident Dominik Süss gewährten die Referenten einen Einblick aus unterschiedlichen Perspektiven in die aktuelle Energieversorgungslage. Sie sind nur bedingt optimistisch.

Mitg. Die Mitte Einsiedeln lud vergangenen Donnerstag zu einer Podiumsdiskussion zur Frage: «Gehen in Einsiedeln Gas und Strom aus?» Dabei stellten sich als Energiebezüger Alois Gmür (Verwaltungsratspräsident der Brauerei Rosengarten AG), als Stromlieferant Beat Kropf (Geschäftsführer der EKZ Einsiedeln AG), als Gaslieferant Jürg Müller (Verwaltungsrat der Erdgas Einsiedeln AG) und Regierungsrat Sandro Patierno als Vertreter des Sonderstabes Kanton Schwyz einer angeregten Frage- und Diskussionsrunde.

Bevor sich alle Anwesenden dem spannenden Thema hingeben konnten, wurde die eigene Energiezufuhr in Form eines ausgezeichneten Hafächabis aus der Bären-Küche sichergestellt. Danach eröffnete Regierungsrat Sandro Patierno das Podium und informierte über die aktuellen Herausforderungen an die Energieversorgung sowie über die Aufgaben des Sonderstabs Energiemangellage. Es handelt sich hierbei nicht um einen Krisenstab, sondern er hat den Auftrag, den Kanton für den Fall einer Stromlücke resp. Strommangellage vorzubereiten.

Energie in aller Munde

Nach dem kurzen Inputreferat stellten sich die Referenten den Fragen von Dominik Süss, der gekonnt durch die Podiumsdiskussion führte und die Aussagen der Referenten passend verknüpfte.

Als Energiebezüger informierte Alois Gmür, dass eine konstante Versorgung mit Strom und Gas für den Betrieb der Brauerei Rosengarten essenziell sei. Schliesslich gehe es um eine jährliche Produktion von rund 2.5 Mio. Liter Bier.

Beat Kropf als Stromlieferant erläuterte für die Anwesenden, dass jederzeit ein Gleichgewicht zwischen Produktion und Verbrauch von Energie sichergestellt sein muss. Dies aus dem Grund, da Strom im Übertragungsnetz nicht gespeichert werden kann und das Gleichgewicht den sicheren und stabilen Betrieb des Netzes gewährleistet.

Jürg Müller als Gaslieferant brachte den Anwesenden die Gasthematik näher und wies darauf hin, dass die Schweiz insbesondere Gas aus Deutschland und Frankreich importiert, das über Norwegen eingeführt wird und teilweise auch von Russland stammt. In Einsiedeln werden rund 16 % des Wärmebedarfs von der Erdgas Einsiedeln AG abgedeckt. Im Frühling 2022 hat sich Europa sowie auch die Schweiz aufgrund der aktuellen weltpolitischen Lage einen Jahresvorrat an Gas gesichert. Ob dieser bei einer Mangellage aber tatsächlich bis in die Schweiz weitergegeben wird, bleibt Stand heute ungewiss. Die Abhängigkeit vom Ausland wird an diesem Beispiel gut sichtbar.

Regierungsrat Sandro Patierno führte aus, dass die Politik in ständigem Kontakt mit den Energieversorgern sei und deren Befindlichkeiten daher sehr gut kenne. Schliesslich seien die Anlagenbetreiber für das Netz und somit die Energievorsorge verantwortlich und nicht etwa der Staat.

Preisentwicklung beschäftigt

Ein Thema, das alle Anwesenden gleichermassen beschäftigte, stellt die Preisentwicklung dar. Alois Gmür legte dar, dass sich die Produktionskosten durch den Anstieg der Energiepreise vervielfacht hätten. Die Brauerei Rosengarten AG habe deshalb per Oktober 2022 eine Preiserhöhung vornehmen müssen, wobei die Teuerung längst nicht 1:1 an die Konsumentinnen und Konsumenten weitergegeben werden könne. Dieser Aussage konnte sich auch der anwesende Lokalgastgeber des Abends, Urs Schefer, anschliessen, der den Preisanstieg regelrecht als Schock für seinen Betrieb erlebte. Die Referenten zeigten daraufhin auf, weshalb die Energiepreise so stark und rasant angestiegen sind. Energie wird nämlich an einer Börse angekauft und verkauft, ähnlich einer Wertpapierbörse. Die Preisentwicklung wird dabei unter anderem durch die Erwartungen der Energieproduzenten sowie der
-abnehmer an die zukünftige Preisentwicklung und das zukünftige Angebot beeinflusst. Schliesslich gibt das teuerste Energieprodukt den Preis an der Börse vor, wodurch auch die Preise der Substitute entsprechend reagieren. Deshalb ist nicht nur der Preis für Gas, sondern auch für die anderen Energieprodukte so stark gestiegen. Dass an einer Börse der Raum für Spekulationen sehr gross ist und sich hier einige relevante Energieverkäufer eine goldene Nase verdienen, wird anhand der Ausführungen schnell klar.

Was unternommen werden kann

Sandro Patierno informierte über den Handlungsspielraum der Politik. Weder beim Bund noch beim Kanton seien aktuell finanzielle Mittel vorhanden, um die Wirtschaft zu unterstützen. Schliesslich seien die Unternehmen und Haushalte gefordert, innovativ zu agieren und den Stromverbrauch zu senken. Das höchste Ziel von Wirtschaft und Politik müsse sein, nie in eine Strommangellage zu geraten. Patierno betonte daher mehrmals an diesem Abend, dass es wesentlich sei, Energie wo und wann immer möglich einzusparen. Der Kanton Schwyz müsse alle Möglichkeiten für die Stromproduktion ausschöpfen, um die Abhängigkeit zum Ausland zu verringern. Um dieses Ziel zu erreichen, seien durch den Staat optimale Rahmenbedingungen zu schaffen. Da die Energiepreise in den letzten Jahrzehnten sehr tief waren, habe der Ausbau der privaten Stromproduktion gelitten, weil sie wirtschaftlich oftmals nicht rentierte.

Zum Schluss griff Dominik Süss die eingangs gestellte Frage nochmals auf, ob in Einsiedeln die Lichter demnächst ausgehen. Die Referenten sind zuversichtlich, dass für den kommenden Winter keine Strommangellage eintreten wird. Ob dies für den Winter 2023/24 immer noch gilt, wird nicht ganz so optimistisch beurteilt.

Nach dieser Einschätzung durften die Anwesenden die Gelegenheit nutzen, ihre zahlreichen Fragen direkt an die Referenten zu richten. Danach verdankte der Organisator des Hafächabis-Oubig, Urs Gubler, die Referenten und übergab ihnen eine reich an Energie gepackte Tüte mit Einsiedler Spezialitäten.

 

Foto: Dominik Süss in der Diskussion mit Sandro Patierno, Beat Kropf, Jürg Müller und Alois Gmür (von links).

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